Zukunftsangst
Ein Essay über die Frage „Wie weit darf man für den Umweltschutz gehen?"
von Herrn Hager, 31.03.2022
Wenn ich durch die Flure und über den Hof der Schule gehe, an der ich zur Zeit unterrichte, habe ich Angst. Nein, ich habe keine Angst vor gewalttätigen Schülerinnen und Schülern – obwohl es die hier auch gibt. Ich habe Angst um die Zukunft dieser Schülerinnen und Schüler.
Wenn ich durch die Flure und über den Schulhof gehe, sehe ich viel
Schmutz und Dreck. Das ist an sich nicht verwunderlich, wir leben hier
ja auf einer Großbaustelle. Die Schule wird um- und neu gebaut. Ich
sehe aber auch viel Müll, sehr viel unnötigen Müll. Er ist überall.
Hier auf dem Boden liegt ein Getränkekarton, dort liegt eine
Plastikflasche. Es ist sogar eine Pfandflasche (0,25 €!). Hier auf dem
Boden liegt ein ausgefülltes Arbeitsblatt – viele Andere latschen
einfach drüber. Auch auf dem Schulhof ist überall Müll verteilt. Warum
müllen sich die Schülerinnen und Schüler so zu? Warum verschwenden sie
wertvolle Ressourcen? Warum ist es ihnen scheinbar egal?
Nach
Angaben der Bundesregierung ist die Menge des Verpackungsmülls in
Deutschland sehr hoch. 2016 war Deutschland sogar
Verpackungsmüllspitzenreiter in Europa. Pro Kopf fielen 220,5 kg
Verpackungsmüll an. Der europäische Durchschnitt lag im selben Jahr
bei 167,3 kg. Fast die Hälfte (47 %) des Verpackungsmülls wurden durch
private Haushalte verursacht.
Auch die Menge an Elektroschritt wächst.
Nach Auskunft des BUND, der sich auf Zahlen des Statistischen
Bundesamtes beruft, waren es 2018 in Deutschland pro Kopf 10,5 kg und
damit 200 g mehr als 2017. Beim Vergleich mit dem Jahr 2015 wird das
Problem noch deutlicher. Damals betrug die Menge an Elektroschritt pro
Kopf noch 9 kg.
Der Elektroschrott enthält neben wichtigen Ressourcen, die
wiederverwendet werden können, aber auch zahlreiche Schadstoffe, die
fachgerecht entsorgt werden müssen. Z. Z. geschieht das in Deutschland
aber nur mit der Hälfte der Altgeräte. Wer weiß wo die andere Hälfte
und deren schädliche Inhaltsstoffe landet?
Wenn wir so weiter machen und auch die Recyclingquoten nicht
endlich steigern, dann verschwenden wir nicht nur Ressourcen, sondern
schädigen durch unseren gesteigerten Konsum unsere Umwelt auch
weiterhin. Da stellt sich auch die Frage, ob man tatsächlich jedes
Jahr ein neues Handy, ein neues Tablet oder auch einen neuen Laptop
braucht. Man kann mich auch gerne altmodisch nennen, aber es muss auch
nicht in jedem Zimmer ein Fernseher stehen.
Es gibt glücklicherweise aber auch positive Zeichen. Zur Zeit
läuft an meiner Schule ein Projekt bei dem Schülerinnen und Schüler
Elektroschrott sammeln. Inzwischen gibt es auch einen Mülldienst. Die
Klassen wechseln sich bei der Reinigung des Schulhofes ab und sammeln
das, was achtlos oder absichtlich in die Landschaft geschmissen wurde
ein, um es in die Müllcontainer zu werfen. Meiner Meinung nach reicht
das aber noch nicht.
Das Umweltbewusstsein entwickelt sich beim Menschen nicht von
selbst. Kinder und Jugendliche sind nicht von Natur aus
umweltbewusster als Erwachsene. Greta Thunberg ist keine
Umweltaktivistin, weil sie eine Jugendliche ist, sondern weil sie sich
bereits in jungen Jahren mit dem Thema beschäftigt hat.
Das Umweltbewusstsein muss entwickelt werden, z. B. durch
Unterricht in Theorie und Praxis. Die Lehrpläne aller Fächer müssen so
ergänzt bzw. umgeschrieben werden, dass Umweltschutz und
Wiederverwendung von Wertstoffen zum Schwerpunkt wird. Schulpraktika
sollten verstärkt in den Bereichen Umwelttechnik und Recycling
stattfinden.
Jede Schule muss eine Umweltschule werden.