Herr Hager
Lehrer für Geschichte und Philosophie
 
 

Waren die Frauen in der DDR "voll gleichberechtigt"?

Kompetenzorientierter Entwurf einer Unterrichtsstunde im Fach Geschichte/Sozialkunde (Berlin)

Herr Hager (2010)


Doppeljahrgangsstufe 9/10: Vom Kaiserreich bis zur Gegenwart

Themenfeld 3: Konfrontation der Blöcke und die Deutsche Frage

Unterrichtsreihe: Leben im geteilten Deutschland

Relevanz des Themas: In der sozialistischen Gesellschaft der DDR bekamen die Frauen historisch neue Chancen und Rechte eingeräumt, mussten jedoch gleichzeitig bestimmte Pflichten erfüllen. Die Aufwertung ihrer rechtlichen Stellung und vor allem die staatlich garantierte Sicherung ihrer materiellen Eigenständigkeit boten ihnen freie Entwicklungsmöglichkeiten. Die offizielle Frauenpolitik in der DDR beruhte auf traditionellen Vorstellungen der Arbeiterbewegung von der Gleichstellung der Geschlechter in der sozialistischen Gesellschaft (vgl. Bebel, Die Frau und der Sozialismus, 1879). Bereits vor der Gründung der DDR propagierte die SED bei den Landtagswahlen in der SBZ 1946 auf Wahlplakaten die Gleichberechtigung von Mann und Frau.
Die wirtschaftliche Situation in der DDR erforderte es jedoch auch, dass alle Bürger aufgrund anhaltenden Arbeitskräftemangels am Produktionsprozess teilnehmen mussten. Die Frauen in der DDR nahmen diese Situation vor allem als Chance zur Selbstverwirklichung wahr und entwickelten eine eigene Vorstellung von Emanzipation als Vereinbarkeit von Mutterschaft, Familie und Berufstätigkeit. Im sozialistischen Alltag bedeutete dies jedoch praktisch eine oft konfliktbehaftete Mehrbelastung der Frauen. Von einer Gleichbehandlung oder Gleichstellung der Geschlechter in der DDR kann daher kaum die Rede sein.

Kontext zur Reihe: In den vergangenen Stunden stand die unterschiedliche Entwicklung der Gesellschaft in der BRD und der DDR im Rahmen der Blockbildung des Kalten Krieges im Mittelpunkt der Betrachtung. Ausgehend von der Analyse der politischen Systeme beider deutscher Staaten (pluralistische Demokratie/sozialistische Einparteiendiktatur) wurden die Lebensbereiche Kindheit und Jugend in West und Ost (Popkultur/sozialistische Jugendkultur) untersucht. In der vorigen Stunde wurde mit der Analyse des Bereichs Familie bzw. Frauenbild begonnen, wobei zunächst das bundesdeutsche Frauenleitbild (Hausfrau und Mutter, fehlende Gleichberechtigung) erarbeitet wurde.

Inhaltlich-thematischer Schwerpunkt der US: In der heutigen Unterrichtsstunde liegt der Fokus auf der Analyse und Deutung des Gleichberechtigungsproblems in der DDR. Anhand eines ungewöhnlichen Zeitdokuments soll die sozialistische Ideologie von der „vollen Gleichberechtigung der Frau“ in der DDR hinterfragt werden.

Didaktische Analyse / Reduktion: Dafür wurde ein Auszug aus einer Gebrauchsanweisung für einen Schnellkochtopf aus dem VEB Union Quedlinburg ausgewählt, der sich als zeitsparendes und vielseitig verwendbares Haushaltsgerät in der DDR großer Beliebtheit erfreute und vielfach beworben wurde („Ein guter Koch, stets dienstbereit, spart jedem Haushalt Geld und Zeit“). Der Textauszug verdeutlicht aufgrund seiner einfachen und anschaulichen Darstellung des Alltags der Frauen in der DDR (Männer werden nicht angesprochen) besonders den Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Realität („Mehrleistung“ bzw. Mehrfachbelastung, der Frau durch die Arbeit im Betrieb und die Haushaltsführung) und sozialistischem Gleichstellungspostulat („gleiche Leistung, gleicher Lohn“, „volle Gleichberechtigung der Frau“) der Staatspartei.

Geplanter Output / Lernzuwachs: Die ideologiekritische Analyse, die die Schülerinnen und Schüler unter Anleitung in dieser Stunde durchführen, macht den Widerspruch zwischen SED-Propaganda und sozialistischem Alltag deutlich. Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass die offiziellen Aussagen einer genauen Überprüfung, auch anhand zeitgenössischer Quellen, nicht standhalten und kritisch beurteilt werden müssen. Dadurch gelingt ihnen auch in zunehmendem Maße eine kriterienorientierte (Gleichberechtigung) und differenzierte (offiziell/informell) Bewertung des politischen Systems der DDR.

Begründung der didaktischen Zugangsweise: Als didaktische Zugangsweise bietet sich die Problemorientierung an, da die Schüler ausgehend vom ideologisch-propagandistischen Anspruch („volle Gleichberechtigung“) mit Hilfe der Textquelle eine kritische Analyse durchführen können.

Fachkompetenzorientierung und abschlussorientierte Standards des Rahmenplans für die geplante US: Deutungs- und Analysekompetenz - Die Schülerinnen und Schüler untersuchen das Handeln historischer Subjekte auch unter dem Aspekt der zeitbedingten Handlungsspielräume und Zwangslagen sowie der dahinter stehenden Interessen (Rahmenlehrplan, S. 14).

Die Schülerinnen und Schüler reflektieren die Handlungsspielräume historischer Akteure im Hinblick auf offene Möglichkeiten und Zwangslagen in Ansätzen (Rahmenlehrplan, S. 19).

Angestrebte, längerfristige Kompetenzentwicklung: Mit Hilfe ideologiekritischer Deutung und Analyse unterschiedlicher Quellen sollen die Schülerinnen und Schüler in zunehmendem Maße zu eigenständigen Urteilsleistungen befähigt werden. Im Themenfeld „Konfrontation der Blöcke und die Deutsche Frage“ setzten sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit ideologisch geprägtem Quellenmaterial auseinander, das erst „entschlüsselt“ werden muss, um anhand von Kategorien und Kriterien bewertet werden zu können. Die „Entschlüsselung“ von Quellenmaterial ist demnach die Voraussetzung für die Kompetenzsteigerung im Bereich Werten und Urteilen (Urteils- und Orientierungskompetenz, AFB III).

Konkretisierung der Standards für die geplante US: Die Schülerinnen und Schüler analysieren und deuten die in der Textquelle formulierten gesellschaftlichen Leistungsansprüche, die an die Frauen in der DDR gestellt wurden und vergleichen dieses mit dem in der Bildquelle offiziell propagierten, sozialistischen Postulat der „vollen Gleichstellung der Frau“. Die Schülerinnen und Schüler reflektieren die Handlungsspielräume der Frauen in der DDR unter dem Kriterium der Gleichberechtigung bzw. Gleichstellung von Frau und Mann.

Individuelle Kompetenzentwicklung der Lernenden, Überprüfungskriterien für die Einschätzung der Kompetenzentwicklung: Schülerinnen und Schüler des hohen Kompetenzniveaus erfassen die in der Bildquelle dargestellten Elemente schnell und können diese präzise benennen. Die Aussagen des Plakates können sie selbstständig zusammenfassen. Sie beteiligen sich rege am Unterrichtsgespräch und übernehmen die Ergebnisse der einführenden Bildanalyse selbstständig und zügig von der Tafel.

Die Aufgabenstellungen zur Bearbeitung der Textquelle stellt für sie kein Problem dar. Sie können den Text schnell und aufgabenadäquat bearbeiten. Die Markierungen im recht kurzen Quellentext konzentrieren sich auf alle wesentlichen Aussagen (siehe Tafelbild) und können daher in der Partnerarbeitsphase schnell zusammengetragen und den Aussagen des Plakates gegenübergestellt werden. Sie erkennen den Widerspruch zwischen offiziell propagiertem Frauenleitbild und gesellschaftlicher Realität und können diesen mit eigenen Worten zutreffend formulieren.

In der Gruppenarbeitsphase erfassen sie selbstständig das Szenario „Plakat für eine Ausstellung/Museum“ und arbeiten intensiv und ergebnisorientiert mit. Dabei machen sie zahlreiche Vorschläge für einen Textentwurf, der die Ergebnisse der Quelleninterpretation im Rückgriff auf die in der Hausarbeit (Erläuterungstext zum Thema) erarbeiteten Kenntnisse in besonderer Weise berücksichtigt. Sie sind jedoch auch in der Lage, Vorschläge anderer Gruppenmitglieder zu reflektieren und ggf. deren Vorschläge zu übernehmen. In der Ergebnissicherung der Vertiefung tragen sie den Gruppenentwurf vor und können ihn erläutern.

In der Reflexion des Arbeitsprozesses können sie die Methode der Quellenanalyse erläutern und die Besonderheiten der gegenübergestellten Quellen benennen (offiziell/inoffiziell). Sie erkennen, dass es durch die Analyse eines scheinbar unbedeutenden Alltagsdokuments (Gebrauchsanweisung) gelungen ist, die offizielle Verlautbarung als Propaganda zu entlarven.

Schülerinnen und Schüler des mittleren Kompetenzniveaus erfassen einige in der Bildquelle dargestellte Elemente und können diese benennen. Die Aussagen des Plakates können sie zusammenfassen. Am Unterrichtsgespräch beteiligen sie sich aktiv oder nach Aufforderung. Die Ergebnisse der einführenden Bildanalyse übernehmen sie selbstständig von der Tafel.

Die Aufgabenstellung zur Bearbeitung der Textquelle ist ihnen nach Klärung von Verständnisfragen klar. Sie bearbeiten den Text in angemessener Zeit, wobei sie sich um schwerpunktmäßige Textmarkierung/Unterstreichung bemühen. In der Partnerarbeit bringen sie eigene Ergebnisse ein und übernehmen fehlende Aspekte von ihrem Arbeitspartner in ihre Aufzeichnungen. Im Ergebnisaustausch mit dem Partner erkennen sie den Widerspruch zwischen der Aussage der Bildquelle („volle Gleichberechtigung“) und der Textquelle („Mehrfachbelastung“) und können diesen auf Nachfrage erläutern.

In der Gruppenarbeitsphase erfassen sie das Szenario nach kurzer Erläuterung und arbeiten ergebnisorientiert mit. Dabei machen sie eigene Vorschläge für einen Textentwurf, der die Ergebnisse der Quellenanalyse angemessen berücksichtigt. In der Ergebnissicherung der Vertiefungsphase können sie den Textentwurf ihrer Gruppe auf Nachfrage erklären.
In der Reflexion des Arbeitsprozesses können sie die Methode der Quellenanalyse erläutern und die Unterschiedlichkeit der beiden Quellen in Ansätzen reflektieren (offiziell/inoffiziell).

Schülerinnen und Schüler des niedrigen Kompetenzniveaus erfassen nur wenige in der Bildquelle dargestellte Elemente und können diese auf Nachfrage benennen. Die Aussage des Plakates können sie mit Einhilfen zusammenfassen. Am Unterrichtsgespräch beteiligen sie sich kaum und bei Aufforderung nur zögerlich. Die Ergebnisse der einführenden Bildanalyse übernehmen sie nur nach Aufforderung von der Tafel in ihre Arbeitsmaterialien. Die Aufgabenstellung zur Bearbeitung der Textquelle wird von ihnen nur unzureichend erfasst. Die Bearbeitung des Textes, v. a. die aufgabenbezogene Schwerpunktsetzung (wesentliche Aussagen im Text markieren), fällt ihnen schwer. Die Markierungen erstrecken sich meist über zu lange Passagen. In der Partnerarbeit bringen sie nur wenige eigene Ergebnisse ein und übernehmen hauptsächlich die fehlenden Aspekte aus den Aufzeichnungen ihres Arbeitspartners. Im Ergebnisaustausch fällt es ihnen schwer, den Widerspruch zwischen den Aussagen der Quellen in eigenen Worten zu formulieren und zu erklären.

In der Gruppenarbeitsphase erfassen sie das Szenario nur nach genauer Erläuterung des Arbeitsauftrages. Dabei machen sie kaum eigene Vorschläge für einen Textentwurf und können zudem die Analyseergebnisse nur unzureichend einbeziehen.

In der Reflexion des Arbeitsprozesses fällt es ihnen schwer, die Methode der Quellenanalyse zu erläutern und die Besonderheit dieser Analyse in eigene Worte zu fassen.

Lehr- / Lernstrukturbegründung, Antizipation möglicher Schwierigkeiten:

Einstieg: Die verwendete Bildquelle ist dem Schulbuch entnommen* und wird im Einstieg der Unterrichtsstunde den Schülern vergrößert als farbige Projektion und als vergrößerter Schwarz-Weiß-Ausdruck auf dem Arbeitsblatt präsentiert, um die Analyse der abgebildeten Einzelheiten zu erleichtern und zu beschleunigen.

Die Bildquelle eignet sich zum problemorientierten Einstieg, da im Text des Plakates die offizielle, sozialistische Linie von der „vollen Gleichberechtigung der Frau“ verkündet wird. Diese Feststellung bezieht sich zunächst auf den Bereich der betrieblichen Arbeit. Durch die Klärung des Bedeutungsspektrums des Adjektivs „voll“ soll diese Aussage von den Schülern dann auf alle Lebensbereiche (Recht, Beruf, Bildung, Familie, Kindererziehung) bezogen werden, wie dies bei der Klärung des Begriffs „Gleichberechtigung“ in der vergangenen Unterrichtstunde bereits geleistet wurde. Die Schüler erkennen, dass die Behauptung der „vollen Gleichberechtigung“ suggeriert, dass die Frauen in den anderen Lebensbereichen (s. o.) bereits gleichgestellt waren und „nur“ noch der Bereich der Arbeit hinzukam.

Da es sich um ein SED-Wahlplakat, d. h. um ein Propagandaplakat, handelt, wissen die Schülerinnen und Schüler, dass diese Aussage hinterfragt werden muss. Die Problemfrage wird also durch die Plakataussage angebahnt.
Durch den tabellarischen Tafelanschrieb in der Einstiegsphase, wird die Arbeit für den weiteren Stundenverlauf vorstrukturiert und entlastet.

Als Alternative zum Propagandaplakat standen ein Gemälde von Fritz Skade und eine (Presse-) Fotographie (beides ebenfalls aus dem Schulbuch) zur Verfügung, auf die jedoch nicht zurückgegriffen wurde. Aufgrund der fehlenden direkten politischen Aussage würde es den Schülern schwer fallen, anhand dieser Quellen das Problem in angemessener Zeit zu erschließen und eine Problemfrage zu formulieren.

Erarbeitung und Sicherung: Die verwendete Textquelle stammt aus einer Quellensammlung zur DDR-Geschichte der Bundeszentrale für politische Bildung. Durch ihren Inhalt, die Entstehungszeit und die Kürze eignet sich der Text besonders für die Verwendung im Unterricht. Diese Textquelle gibt - unbeabsichtigt - einen Einblick in den Alltag der Frauen im „real existierenden Sozialismus“ Anfang der 60er-Jahre. Die Sprache ist klar und einfach. Der Fachbegriff VEB ist den Schülern aus der Stunde vom 04.05. bekannt und muss hier nicht noch einmal erläutert, sondern nur entlastet werden. Die Arbeitsaufträge 1 und 2 sind den Anforderungsbereichen I und II angeglichen. Das Textverständnis soll durch das Zusammentragen der Ergebnisse in der Partnerarbeit überprüft werden.

Die Sicherung, d. h. der Abgleich der Arbeitsergebnisse und die Formulierung des Ergebnisses, erfolgt am Ende der Erarbeitungsphase im Unterrichtsgespräch an der Tafel für die ganze Lerngruppe, um gleichen Kenntnisstand zu gewährleisten und evt. Verständnisprobleme zu klären.

Für die Textquellenarbeit wurden in der Planungsphase zunächst zwei andere Texte in Betracht gezogen. Die Textquelle des Schulbuches (Aussage einer verheirateten 27-jährigen Ingenieurin mit einer Tochter) erschien aufgrund ihres Entstehungsdatums (1986) und einer problematischen Formulierung über die DDR-Gesetzeslage ungeeignet. Auch ein ähnlicher Bericht aus Maxi Wanders Buch „Guten Morgen, du Schöne. Protokolle nach Tonband“ (EA 1978) wurde verworfen, da eine geeignete Auswahl / Kürzung durch den Lehrenden nicht geleistet werden konnte.

Vertiefungsphase: In dieser Phase, deren Arbeitsauftrag den Anforderungsbereich III abdeckt, werden die Schülerinnen und Schüler mit einer praktischen Aufgabe konfrontiert. Die Gestaltung eines Plakates für eine Museumsaustellung (fiktiv) auf Grundlage der im Einstieg verwendeten historischen Vorlage haben die Schülerinnen und Schüler bisher noch nicht durchgeführt. Die Methode ist in der Museumsarbeit (Werbung) aber durchaus beliebt.

Der geforderte Textentwurf wurde eher knapp gehalten. Auf insgesamt fünf Zeilen sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse präsentieren, die den Widerspruch der sozialistischen Propaganda zum tatsächlichen Alltag wiedergeben und die Mehrbelastung der Frau deutlich hervorheben sollen. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden durch den Lehrenden an der Tafel gesichert und im freien Unterrichtsgespräch von den Schülern vorgetragen und erklärt.

Als alternative Sicherungsform wurde die Arbeit mit OH-Folien (Overlay) angedacht. Aufgrund der Größe der Lerngruppe (32 SchülerInnen, 8 Arbeitsgruppen) und der begrenzten Zeit, wurde diese jedoch verworfen. Für die alternative Planung einer Doppelstunde und/oder die Einbeziehung in ein Ausstellungsprojekt wäre dies jedoch gut geeignet.

Auf einen Vergleich der Situation der Frauen in der DDR und der BRD in dieser Unterrichtsstunde wurde verzichtet, da dieser als Einstig in die nächste Unterrichtstunde und die Diskussion um die aktuelle Problematik der Rezeption der DDR als „Sozialparadies“ (Stichwort „Ostalgie“) genutzt werden soll.

Didaktische Reserve: Als didaktische Reserve bei Zeitüberschuss wurde eine Methodenreflexion eingeplant, in der Schülerinnen und Schüler die Arbeitsweise (Vergleich) erläutern und über die Art der verwendeten Quellen (offizielle Parteipropaganda in Form eines Plakates, Alltagsdokument mit Aussagen über gesellschaftliche Realitäten) reflektieren.

Literatur und Weblinks:
- Asch, Bettina u. a.: Forum Geschichte, Handreichungen für den Unterricht mit Kopiervorlagen, Band 4, Berlin 2006, S. 147.*
- Bedürftig, Friedemann: Geschichte der DDR. 100 Bilder - 100 Fakten, Köln 2007, S. 82 (Reihe Wissen auf einen Blick).

- DDR – Mythos und Wirklichkeit: Internetangebot der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V., Sankt Augustin, siehe online: www.ddr-mythen.de.

- Enzyklopädie der DDR: Personen, Institutionen und Strukturen in Politik, Wirtschaft, Justiz, Wissenschaft und Kultur, Berlin 2000 (Digitale Bibliothek, Bd. 32).

- Harenbrock, Gerburg u. a.: Forum Geschichte, Bd. 4, Berlin 2003, S. 230.*

- Heydemann, Günther: Gesellschaft und Alltag in der DDR, in: IzpB, Heft 270, Bonn 2001.

- Judt, Matthias (Hg.): DDR-Geschichte in Dokumenten. Beschlüsse, Berichte, interne Materialien und Alltagszeugnisse, Bonn 1998 (BpB-Schriftenreihe, Bd. 350) und Berlin 1997.

- Regenhardt, Hans-Otto / Tatsch, Claudia: Forum Geschichte, Band 4: Vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zur Gegenwart, Berlin 2003, S. 228-231.

- Unruhige Jahre: Frauen zwischen Beruf und Familie, in: LeMO.

 

* Das abgebildete SED-Plakat wurde in dem verwendeten Schulbuch und der Handreichung irrtümlich auf das Jahr 1954 datiert. Dies stellte sich heraus, nachdem mich eine aufmerksame Internetnutzerin auf die abweichende Datierung durch das DHM aufmerksam machte. Nach Rücksprache mit den Kollegen des DHM beruht dieser Fehler im Schulbuch vermutlich auf der irrtümlichen Annahme, dass die Inventarnummer 54/833 das Entstehungsjahr wiedergibt. Dem ist nicht so: Es ist das Jahr der Bestandsaufnahme. Seit 1949/1950 gab es nach Auskunft der Experten nur noch Wahlplakate der Nationalen Front, in der sich alle Parteien, Massenorganisationen, Verbände usw. in der DDR organisieren mussten.

 

Antizipierter Tafelanschrieb:

SED-Wahlplakat, 1946*

Frau arbeitet in einem Industriebetrieb

Aussage 1: Frauen erhalten für die gleiche Leistung/Arbeit den gleichen Lohn wie Männer.

Aussage 2: Frauen sind „voll“ gleichberechtigt, d. h. in allen Lebensbereichen den Männern gleichgestellt.

SED-Propaganda, muss hinterfragt / geprüft werden

Problemfrage:
Waren die Frauen in der SBZ/DDR „voll“ gleichberechtigt? oder
„Volle Gleichberechtigung der Frau“ in der SBZ/DDR?
SKT-Schnellkochtopf, um 1960

Die Frau soll:

- gepflegt und gut angezogen sein,
- im Betrieb ihren Mann stehen
- eine gute Hausfrau sein,
- schnelles Essen „zaubern“,
- ihre Lieben und Gäste mit Speisen und Getränken verwöhnen.

Ergebnis: Die Frauen in der DDR waren nicht „voll“ gleichberechtigt.
Sie waren mehr mit Arbeit belastet als die Männer, da sie sich auch um den Haushalt kümmern sollten.

Mehrfachbelastung der Frauen

Mögliche Textvorschlage:


Mehr Leistung, gleicher Lohn. Keine Gleichberechtigung der Frau.

Mehr Leistung, gleicher Lohn. Mehrbelastung der Frau.

Mehr Leistung, gleicher Lohn. Schönheit, Arbeiterin, Hausfrau und Gastgeberin.

Gut aussehen, hart arbeiten, Familie bekochen und Gäste bewirten. Keine Gleichstellung der Frau.

Schönheit, Arbeit, Haushalt und eine gute Gastgeberin. Keine Gleichberechtigung im Sozialismus.

Gut aussehen, arbeiten wie ein Mann, kochen und bewirten. Mehrbelastung der Frau.

 

Mateialanhang:

 

Textquelle: Aus der Einleitung einer Gebrauchsanweisung für einen Schnellkochtopf, um 1960

An die Frau von heute werden hohe Ansprüche gestellt. Sie soll gepflegt und gut angezogen sein, im Beruf ihren Mann stehen und dennoch eine gute Hausfrau sein. Kein Wunder also, dass die moderne Frau immer in Eile ist. Das wissen Sie selbst am besten. Wie oft müssen Sie für Ihre Familie ein schnelles Essen „zaubern“. Gerade im großen Haushalt fehlt es dann an der Zeit, ein anspruchsvolles Menü vorzubereiten.
Und Sie möchten doch sicher gern Ihre Lieben mit phantasievoll zubereiteten Speisen und Getränken verwöhnen, besonders wenn Sie sich mit netten Gästen zusammenfinden. [...]

Deshalb werden Sie ganz besonders froh über den neuen SKT-Schnellkochtopf aus dem VEB [Volkseigener Betrieb] Union Quedlinburg sein. [...]

aus: Judt, Matthias (Hg.), DDR-Geschichte in Dokumenten, Bonn 1998, S. 209; Redaktion Hager.

Arbeitsaufträge:

1. Lies den Quellentext M2 und markiere die Leistungen, die die Frauen erbringen sollten. (5 min.)

2. Vergleiche deine Arbeitsergebnisse mit deinem Sitznachbarn. Stellt die Aussagen des Plakats denen des Textes tabellarisch in Stichpunkten gegenüber. Zu welchem Ergebnis kommt ihr? (10 min.)

3. Für eine Museumsausstellung zum Thema „Frauen in der DDR“ soll ein Werbeplakat mit dem Motiv von 1946 gestaltet werden. Entwickelt auf Grundlage eurer Recherchen und Kenntnisse in Gruppen (Inseln) einen Textvorschlag für das Plakat (10 min.).

 

 

Glossar


Bügelmessschraube – auch Mikrometerschraube oder Mikrometer; Feinmessgerät, mit dessen Hilfe Werkstücke nach dem Prinzip des Einspannens bis auf Tausendstel Millimeter vermessen werden können.

Drehmaschine – ugs. Drehbank, Werkzeugmaschine, bei der ein rotierendes Werkstück (z. B. aus Holz oder Metall) durch Spanen mittels eines scharfkantigen Werkzeugs bearbeitet wird.

Gleichberechtigung – im engeren Sinne die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau. Diese wurde 1949 im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (Artikel 3, Abs. 2: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“) und in der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik (Artikel 7, Abs. 1: „Mann und Frau sind gleichberechtigt.“) festgelegt. Im weiteren Sinne bezeichnet Gleichberechtigung die Gleichstellung von Mann und Frau in allen Lebensbereichen (Beruf, Ausbildung, Familie usw.).

Schnellkochtopf – auch Druck- oder Dampfkochtopf. Ein Kochtopf, in dem Lebensmittel bei Temperaturen über 100 °C gegart werden können, da durch den druckfest verschlossenen Behälter eine Siedepunktserhöhung erreicht wird. Die Kochzeit verringert sich dadurch erheblich (um 50 – 70 %).

SED – Sozialistische Einheitspartei Deutschlands; 1946 aus dem erzwungenen Zusammenschluss von KPD und SPD hervorgegangene politische Partei, die sich in der SBZ (Sowjetische Besatzungszone) unter Einfluss der sowjetischen Besatzungsmacht und nach dem Vorbild der KPdSU zur kommunistischen Kaderpartei und später zur „Staatspartei“ der DDR entwickelte.

VEB – Rechtsform der Produktions- und Dienstleistungsbetriebe in der SBZ/DDR, die aus der Enteignung und Verstaatlichung von Privatunternehmen hervorgingen.